Der Sanskrit-Begriff Tantra bedeutet Gewebe/Zusammenhang, Erweiterung/Ausdehnung. Das Körperliche, das Geistige, die Gefühle und alles was lebt, liebt und atmet, wird bewusst betrachtet und als eine Einheit angesehen; nichts wird ausgegrenzt oder abgelehnt. Das Tantra sagt nicht ziehe Dich zurück von der Welt, um Dich selbst zu erfahren, sondern lebe mit diesem Körper, deinen Sehnsüchten, allen Gefühlen und in allen Situationen, die das Leben Dir bietet, um dein göttliches Selbst zu erfahren.
Tantra heilt den Zwiespalt, der zwischen der physischen Welt und ihrer inneren Wirklichkeit besteht, denn für die Tantrika steht das Geistige nicht im Wiederspruch zum Organischen, sondern ist seine Erfüllung. Ihr Ziel ist nicht die Entdeckung des Unbekannten, sondern die Verwirklichung des Bekannten, denn: »Was hier ist, ist irgendwo; was nicht hier ist, ist nirgendwo.« (Visvasara-Tantra) »Das Ergebnis ist eine Erfahrung, die weitaus wirklicher ist als die Erfahrung der sichtbaren Welt.« (Die Welt des Tantra; Mookerjee/Khanna)
Tantra im Westen ist Neo-Tantra und wurde über mehrere Generationen von Tantralehrern weitergegeben und weiterentwickelt. So sind viele unterschiedliche Tantraschulen entstanden, die mehr oder weniger stark in der Tradition des alten indischen Tantras verwurzelt sind. Die Lehre des Tantra ist so zu einer echten Bereicherung für unseren Kulturkreis geworden. Festhalten, cool sein, zielorientiertes Handeln, Leistung u.s.w. sind anerkannte Werte unserer Gesellschaft; Loslassen, Hingabe, Gefühle frei äußern, den Körper als Tempel der Seele und unsere Sexualität als göttliche/natürliche Gabe zu ehren, sind Werte, die uns das Tantra nahe bringt. So ist Tantra nicht nur eine Liebesschule, sondern ein Weg der ganzheitlichen Selbsterfahrung.
Tantra fördert eine lebendige und bewusste Begegnung mit allen Lebensthemen. Körper und Geist werden gleichermaßen angeregt und entspannt. Ein gefühlter Körper ist wertvolle Unterstützung und idealer Lebensraum für einen gesunden Geist.
Dies ist die Frage, die uns als Tantra-Lehrende am häufigsten gestellt wird, meist gefolgt von der Frage:
Beide Fragen sind mit Worten kaum befriedigend zu beantworten, denn Tantra ist ein Weg der praktischen Selbsterfahrung. Wenn wir es dennoch versuchen, sind die Assoziationen und Reaktionen so unterschiedlich wie die Menschen selbst.
In der Öffentlichkeit ist (leider) ein sehr verzerrtes und einseitiges Bild des Tantra entstanden. Meist wird Tantra mit Kamasutra* in einen Topf geworfen oder auf Tantra-Massage reduziert. Dies hängt zum einen mit dem Mangel an Information zusammen, zum anderen kommt die Darstellung des Tantra in den Medien diesem Gedanken sehr entgegen. Ein Bericht über Tantra mit viel nackter Haut erhöht die Auflage und bringt Quote. Selten bis gar nicht wurde fundiert recherchiert oder seriös berichtet. Menschen, die noch nie ein Tantra-Seminar besucht haben, bekommen so leicht den Eindruck, Tantra sei eine Art esoterischer Swingerclub. Doch wer beim Tantra nur den sexuellen Kick sucht, wird enttäuscht sein. Wer sich dagegen auf die Vielfalt der tantrischen Erfahrungen einlässt, kann einen ganz neuen Zugang zu sich selbst und der eigenen Gefühlswelt entdecken. Liebe und Partnerschaft werden gestärkt und können ganz neue unerwartete Blüten tragen.
Der Sanskrit-Begriff Tantra bedeutet Gewebe/Zusammenhang, Erweiterung/Ausdehnung. Demzufolge werden im Tantra alle Phänomene der Welt als eine Einheit angesehen und nichts wird ausgegrenzt oder abgelehnt. Das Tantra sagt nicht: Ziehe Dich zurück von der Welt, um Dich selbst zu erkennen, sondern: Lebe mit diesem Körper, mit deinen Sehnsüchten, allen Gefühlen und in allen Situationen, die das Leben Dir bietet, und du wirst dein wahres Selbst erfahren.
Ausgehend von dieser ganzheitlichen Weltsicht nutzt und fördert das Tantra alle körperlichen und geistigen Fähigkeiten des Menschen. Die ursprüngliche Lebensenergie (Kundalini-Shakti) wird geweckt und für höheres Bewusstsein und spirituelle Erfahrungen bis hin zur Reinen Seligkeit (ananda) genutzt.
Die Lernschritte auf diesem Weg sind die vollständige Annahme des eigenen Selbst (Selbstliebe), die Hingabe an den Moment (im Hier und Jetzt sein) und der Wunsch, sich selbst und andere so zu lieben wie sie sind (bedingungslose Liebe).
Da dies keine leichte Aufgabe ist, haben die Tantrika (weiblich und männlich) zu allen Zeiten viele wirkungsvolle Übungen entwickelt, um diesem hohen Ziel näher zu kommen. So nutzen sie, im Gegensatz zu anderen, eher asketischen Lehren, auch die sexuelle Kraft als eine der stärksten Energiequellen. Wer jemals wirklich verliebt war oder einen tiefen, erfüllenden Orgasmus erlebt hat, weiß wovon hier die Rede ist. Die Vereinigung von Shiva und Shakti (Mann und Frau) im fortgeschrittenen tantrischen Ritual (Maithuna) ist weit mehr als eine symbolische Handlung oder lustvolle Begegnung. Für die Tantrika ist sie eine tiefe Erfahrung von Einheit mit sich selbst, dem Ritualpartner und mit ALLEM WAS IST. Die tantrischen Übungen sind eine kraftvolle Energiequelle für ihren (Lebens-) Weg.
Aufgrund von archäologischen Funden können wir davon ausgehen, dass die Wurzeln des Tantra bis in die dravidischen Kulturen im Industal (Harappa-Kultur, ca. 3000 v. Chr.) zurück reichen. Entstanden aus dem Kult um die Muttergöttin fand es seine größte Entfaltung im Indien des frühen Mittelalters. Die tantrischen Lehren wurden in Indien mehr oder weniger geheim von einer Generation zur nächsten weitergegeben, zunächst mündlich/praktisch in Form von Ritualen und später in schriftlicher Form als Tantras. Diese Sanskrittexte sind meist Dialoge zwischen Shiva, der personifizierten männlichen Kraft und Shakti, der personifizierten weiblichen Kraft. Die ältesten tantrischen Schriften stammen aus der Zeit um Christi Geburt, einige sind erst im 18. und 19. Jahrhundert gesammelt worden. Sie behandeln wissenschaftliche und metaphysische Fragen, beschreiben Übungen für Körper und Geist, wie Yoga (asana), Meditation, Bilder (yantra), Musik und Klang (mantra) und Gebärden (mudra) und die tantrischen Rituale. Außerdem beschäftigen sie sich mit dem persönlichen und sozialen Verhalten des Menschen und seiner Natur. Das Tantra nutzt die ursprüngliche Lebensenergie (Kundalini-Shakti) für bewusstseinsfördernde und spirituelle Erfahrungen bis hin zur Reinen Seligkeit (ananda).
Grob unterteilen lässt sich das Tantra in buddhistisches und hinduistisches Tantra, außerdem in Weißes Tantra und in Rotes Tantra. Weißes Tantra ist ein von strenger spiritueller Disziplin geprägter Weg ohne sexuelle Übungen. Rotes Tantra nutzt die sexuelle Kraft als Energiequelle für den ganzheitlichen (spirituellen) Weg.
Seit den 70er Jahren erlebt das Tantra im Westen eine Wiedergeburt und wird seitdem als Neo-Tantra weitergegeben und weiterentwickelt. So sind viele Tantra-Schulen entstanden, die mehr oder weniger stark in der Tradition des alten indischen Tantra verwurzelt sind.
Die Ausrichtung der einzelnen Schulen hängt stark von der Persönlichkeit und Ausbildung der jeweiligen Tantralehrer/in ab. Die Angebote sind unterschiedlich gewichtet und reichen von der sinnlichen Massage bis zu kraftvoller Körperarbeit, von Sexualtherapie bis zur spirituell orientierten Meditationsgruppe und vom theoretischen Vortrag bis zum praktischen Erleben im tantrischen Ritual.
Ein Grund warum das Tantra bis heute lebendig geblieben und wieder so aktuell ist, ist sein großes Wissen um die menschliche Psychologie. Wer heute einen psychologischen Ratgeber zu Themen wie Beziehung und Sexualität aufschlägt, wird dort viele Übungen finden, die das Tantra schon lange kennt. Umgekehrt nutzen die heutigen Tantra-Schulen gerne das Wissen der modernen Körpertherapie.
Die Lehre des Tantra ist zu einer echten Bereicherung für unseren Kulturkreis geworden. Festhalten, cool sein, zielorientiertes Handeln, Leistung usw. sind anerkannte Werte unserer Gesellschaft; Loslassen, Hingabe, Gefühle frei äußern, den Körper als Tempel der Seele und unsere Sexualität als göttliche Gabe zu ehren, sind Werte, die uns das Tantra nahe bringt. So ist Tantra nicht nur eine Liebesschule, sondern ein Weg der ganzheitlichen Selbsterfahrung.
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